Aktionsfeld 3: Stärkung der für das Gemeinwohl wichtigen Strukturen und Funktionen
Inhaltsverzeichnis
3.3 Aktionsfeld 3: Stärkung der für das Gemeinwohl wichtigen Strukturen und Funktionen
3.3.1 Auswahl der Aktionsfeldthemen, Verknüpfung zu Bedarfen und Beschreibung der Ausgangslage (Status quo)
Das Waldviertler Wohlviertel Region Nationalpark Thayatal ist mit 18 Gemeinden, die insgesamt 176 Städtchen und Dörfer (z.B. mit Hardegg die kleinste Stadt Österreichs mit rund 80 Einwohnern) zählen, sehr klein strukturiert, damit aber auch für den Einzelnen noch überschaubar.
Besondere Qualität, auch durch die dünne Besiedelung von nur 31,9 Einwohner/km², bietet die vielfältige, einzigartige und abwechslungsreiche Natur- und Kulturlandschaft mit kleinen und größeren Angeboten für einen entspannenden oder aktiven Freizeitgenuss und freiem Raum für den Einzelnen. Staus oder Parkplatzsuche sind in der Region quasi Fremdwörter. Bewegung in der Natur ist vielfältig möglich. Die Angebote sind jedoch nicht vernetzt und haben teilweise auch noch Potenzial in der qualitativen und quantitativen Weiterentwicklung, um dieses im Vergleich zu Ballungsräumen besondere Potenzial der Region auch in Wert zu setzen und für Dableiben, Zurückkehren und Zuzug zu nutzen. Vor allem durch die negative Geburtenbilanz, ein Stagnieren der Geburten auch wegen der Abwanderung in den letzten Jahrzehnten und einem Wegzug von Frauen bestehen hier Herausforderungen, verstärkte Anstrengungen in den Bereichen: Dableiben, Zuzug und Zurückkehren (v.a. Frauen nach höheren Ausbildungen in Zentralräumen) zu unternehmen:
Bevölkerung Alter: Segment 20-35 Jahre | |||
Gesamtbevölkerung 20-35J | Frauen | Männer | |
4563 | 2124 | 2 439 | Personen |
Anteil | 46,5% | 53,5% | Prozent |
DIFFERENZ | -315 |
| Personen |
Quelle: Statistik Austria
Im Alterssegment 20–35 Jahre leben damit um 315 Frauen weniger in der Region als Männer. Dies ergibt ebenfalls – bei durchschnittlich 1,5 Kindern pro Frau – Auswirkungen auf die Kinder- und damit auf die Bevölkerungszahl. In den anderen Alterssegmenten besteht eine nahezu Gleichverteilung von Männern und Frauen. Erst im Alterssegment 80 – 85 Jahre steigt der Frauenanteil auf 58%. Im Bereich 85 Jahre+ steigt der Frauenanteil auf 66 Prozent.
FAMILIEN | 2019 Bezirke | 2001 Bezirke | Veränderung 2019 zu 2001 | |||||
Horn | WT | Horn | WT | Horn | Waidhofen/T | |||
abs. | % | abs. | % | |||||
Familien | 8.831 | 7.241 | 9.013 | 7.725 | -182 | -2,02% | -484 | -6,27% |
davon |
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Ehepaar | 6.427 | 5.184 | 7.183 | 6.193 | -756 | -7,13% | -1009 | -16,29% |
Lebensgemeins. | 1.100 | 966 | 577 | 491 | 523 | 90,64% | 475 | 96,74% |
EinelternVater | 234 | 189 | 210 | 163 | 24 | 11,43% | 26 | 15,95% |
EinelternMutter | 1.070 | 902 | 1.043 | 878 | 27 | 2,59% | 24 | 2,73% |
Keine Kinder | 3.680 | 2.870 | 3.218 | 2.655 | 462 | 14,40% | 215 | 8,10% |
1 Kind | 2.594 | 2.209 | 2.601 | 2.171 | -7 | -0,27% | 38 | 1,75% |
2 Kind | 1.961 | 1.681 | 2.184 | 1.994 | -223 | -10,21% | -313 | -15,70% |
3 Kind | 483 | 384 | 804 | 695 | -321 | -39,93% | -311 | -44,75% |
4+mehr K | 113 | 97 | 206 | 210 | -93 | -45,16% | -113 | -53,81% |
FamilienmKinder*) | 5.151 | 4.371 | 5.795 | 5.070 | -644 | -11,11% | -699 | -13,79% |
Fam.m.K (%) | 58,33% | 60,36% | 64,30% | 65,63% |
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Fam.o.K.(%) | 41,67% | 39,64% | 35,70% | 34,37% |
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Quelle: Statistik Austria
- Rückgang der Geburten um rund 120 p.a./30% seit Anfang der 1990er (siehe Kap.2)
- Rückgang der Familien mit Kindern generell, Rückgang der Familien mit 2 Kindern hoch und dramatischer Rückgang der Familien mit 3 Kindern oder mehr Kindern
- Einelternfamilien: für diesen Bereich wirken sich natürlich fehlende Betreuungseinrichtungen besonders erschwerend aus. Einelternfamilien zählen auch zu der Gruppe der am meisten Armutsgefährdeten Österreichs.
Die Region ist in diesem Bereich Spiegel einer österreichweiten und kerneuropäischen Entwicklung (nicht jedoch in Frankreich und den Skandinavischen Ländern!), des Rückgangs der Geburtenraten (1,5 Kinder pro Frau, für ein Gleichbleiben der Bevölkerung wäre eine Geburtenrate von 2,2 Kinder je Frau erforderlich). Erschwerend wirkt, dass nicht, wie in vielen Ballungsräumen, die negative demografische Entwicklung durch Zuzug zumindest teilweise ausgeglichen werden kann – Ursachen für diese Entwicklung lassen sich im gegebenen Umfang nur unvollständig und stichwortartig anführen: Starker Anstieg des Alters, in dem das erste Kind zur Welt kommt (1991: 25,1 Jahre – 2011: 28,7 Jahre; Anstieg um 3,6 Jahren in einer kurzen Zeitspanne) – dadurch entsteht in diesem Lebensabschnitt eine sogenannte „Stressphase“ durch das Zusammentreffen von Wohnraum schaffen, Familie gründen und Karriere machen, was zum Verzicht auf weitere Kinder führen kann; Anstieg des Bildungsniveaus bei Frauen (58% Abschlüsse höhere Schulen, 55% Universitäten) in Verbindung mit Betreuungsangeboten, die darauf noch nicht ausreichend Rücksicht nehmen, Veränderung der Familienstrukturen (Eineltern, Patchwork…), hohe Scheidungsraten (40%) und damit verbundene Unsicherheit, veränderte Arbeitszeiten (z.B. Gesundheit, Samstagsöffnung Handel) mit kaum vorhandenen Angeboten zur Kinderbetreuung, finanzielle Belastung durch Kinder verbunden mit dem Wunsch, dem Kind auch etwas bieten zu können, Anstieg der Herausforderungen bei Kinderwunsch ab rund 35 Jahren bei Frauen (Fruchtbarkeit der Eizellen nimmt ab; Risiko von Komplikationen steigt) und bei Männern ab rund 50 Jahren (Abnahme der Fruchtbarkeit), künstliche Befruchtungen nehmen daher zu, sind aber mit (hohen) Kosten verbunden.
Durch die noch relativ günstigen Baugrundstückspreise ab € 4,20 / m² haben mehr Menschen als in Zentralräumen die Möglichkeit, eigene Häuser zu errichten. Insbesondere Familien, die ihren Kindern ein Aufwachsen mit eigenem Garten ermöglichen wollen, nehmen dies gerne in Anspruch. Covid 19 hat in diesem Bereich positive Auswirkungen auf die Region: Es besteht eine stärkere Nachfrage nach Baugründen und Häusern. Durch den ebenfalls durch Covid 19 ausgelösten „Schub“ im Bereich Homeoffice ist es für mehr Menschen möglich geworden, in der Region zu leben und zu arbeiten. Wichtige Argumente für In-der-Region-Leben sind auch die gute Versorgung mit lokalen, verlässlichen Lebensmitteln, die Sicherheit und die Resilienz der kleinen Dörfer und Städtchen.
Durch die dargestellten, besonderen Eigenschaften der Region ist es schon im letzten Jahrzehnt gelungen, viele Menschen zu gewinnen, die in die Region zugezogen sind. Dadurch ist es auch gelungen, einen Teil der Abwanderungen und Teile der Auswirkungen der negativen Geburtenbilanz wettzumachen. Auch der hohe Anteil von Zweitwohnbesitzern zeugt von den grundsätzlichen Chancen der Region.
Auf Grund des nur sehr geringen Anteils von Menschen mit Migrationshintergrund (rund 4,5% der Regionsbevölkerung; NÖ: 12%; Ballungsräume wie Baden, Wr. Neustadt 20%) und der vielschichtigen Herkunft, treten nur eingeschränkt Probleme, die aus anderen Regionen bekannt sind, auf.
Die zentralen Stärken der Region lassen sich zusammenfassen zu einer:
A: Lebensraum-Marke Waldviertler Wohlviertel Nationalpark Thayatal als Familienregion mit besonderen = Nationalpark-Qualitäten. Um die Ziele Dableiben, Zurückkehren und Zuzug zu erreichen, ist die Lebensraummarke und ihre Qualitäten verbunden mit einem entsprechenden Marketing weiter zu entwickeln.
Besondere Schwerpunkte liegen dabei auf der Entwicklung besonderer Qualitäten in den Bereichen:
A1: Verbesserung von Betreuungsangeboten für Babys, Kinder, Jugend, ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen. Hier konnten von 2014 bis 2020 durch die Unterstützung von LEADER schon große Entwicklungsschritte gemacht werden. Durch die Schaffung von kooperativen Kleinstkinderbetreuungseinrichtungen ist dieses Angebot nunmehr in 75% der Regionsgemeinden verfügbar. Damit wird auch ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet, vor allem Frauen berufliche Tätigkeiten auch mit kleinen Kindern zu ermöglichen, wenn diese das möchten. Ebenso konnte im Rahmen von LEADER–Projekten die Ferienbetreuung für Kinder wesentlich erweitert werden. In den nächsten Jahren sind hier Ausweitungen und Angebote für ältere Menschen umzusetzen, auch weil die Anzahl der Menschen im Alterssegment 70+ stark ansteigt. Eine Herausforderung ist dabei auch der Anstieg von Demenz–Erkrankungen.
A2: Familienorientierung: Um Familien in der Region zu halten oder zum Zuzug zu motivieren, bedarf es besonderer Angebote für Familien, insbesondere wenn diese mehrere Kinder haben.
B: Lebensraum Voraussetzungen: um Dableiben, Zurückkehren und Zuzug zu ermöglichen, bedarf es entsprechender Voraussetzungen: Von attraktiven Baugründen bis zu neuen Wohnformen (z.B. generationenübergreifendes Wohnen, Wohnen auf Bauernhöfen oder Tiny–Häuser).
C: Lebensraum Dörfer & Städtchen: Die Dörfer und Städtchen der Region bilden einen besonderen Lebensraum: Rund 50% der Menschen leben in den zentralen Orten der Gemeinden, 50% in den meist kleinen Katastralgemeinden. Diese kleinen Einheiten sind oft Basis für besondere Eigenschaften: Sozialkompetenz, Zusammenhalt und gemeinsames Durchführen von eigentlich kommunalen Aufgaben sind Beispiele dafür. Die kleinen Einheiten sind aber auch oft Keimzelle für neue, innovative Entwicklungen. So sind zahlreiche wichtige Unternehmen in Dörfern gegründet worden und haben sich dort sehr positiv entwickelt. Dieses Potential gilt es verstärkt zu nutzen und weiter zu entwickeln. Damit verbunden ist auch eine Weiterentwicklung einer „Kultur für Zuzug“.
D: Wie schon oben angeführt, hat die Digitalisierung und hier vor allem der Bereich HOME–office, HOME-schooling… zu neuen Chancen für die Region geführt, die weiterentwickelt werden sollen.
E: Wichtige Gründe zum Dableiben und für Zuzug sind:
Gesundheit (in der Natur mit geringen äußeren Einflüssen wie Staub, Lärm, Abgase…) und die gute Gesundheitsversorgung durch Ärztinnen, Ärzte, Gesundheitsdienstleister, Community Nurses und ehrenamtliche Initiativen wie „Gesunde Gemeinde“, Wandern, Kilometer – Radln.
Sicherheit, die die Region in immer unsicherer werdenden Zeiten bietet:
Region | angezeigte Fälle | Aufklärungs-quote in % | Anzahl strafbare Handlungen/100.000 EW | Vergleich Österreich |
Horn | 923 | 51,40 | 2 961 | 53,9% |
Waidhofen | 607 | 55,40 | 2 337 | 42,5% |
Krems Stadt | 2 211 | 56,90 | 8 946 | 162,7% |
NÖ | 62 496 | 49,00 | 3 734 | 67,9% |
Österreich | 488 912 | 52,50 | 5 497 | 100,0% |
Quelle: Statistisches Handbuch NÖ 2020, https://bundeskriminalamt.at/501/files/Broschuere_PKS_2019.pdf, https://de.statista.com/
Die strafbaren Handlungen liegen damit bei 50% der Werte von Österreich und noch stärker unter den strafbaren Handlungen anderer Regionen.
Die kleinen Strukturen bieten damit schon jetzt eine hohe Resilienz gegen Krisenereignisse. Diese Potentiale sollen gesichert und weiterentwickelt werden.
F: Die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist eine zentrale Voraussetzung für lebendige Dörfer und Städtchen, Lebensqualität und Zuzug. Die Nahversorger leisten – wie in der COVID 19-Krise sichtbar wurde – aber auch einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur Reduktion des Verkehrs. Im Rahmen von LEADER 2014-2022 konnten 4 neue Nahversorger bei der Errichtung unterstützt werden. Damit verfügen derzeit fast alle Gemeinden über einen Nahversorger. Ziel ist, dass alle Gemeinden ein Nahversorgungsangebot haben. Gerade im Bereich der Shops gibt es aber auch neue Entwicklungen durch die digitale Technik, die auch kleineren Betrieben eine Serviceverbesserung erlaubt. Diese Entwicklung soll für die Region genutzt werden.
G: Krisen: Wie bereits im Kap. 2 dargestellt ist, prägen Krisen unterschiedlichster Art die letzten Jahre: Ukraine-Krieg, Covid-19, örtliche Tornados wie der 2021 im tschechischen Hrusky knapp 100km von der Region entfernt, Waldbrände, Hochwasser, Starkregenereignisse oder Gefahren von Atomkraftwerken sind einige Beispiele dafür. Art und Umfang der Krisen sind meist nicht vorhersehbar. Auf Grund der steigenden Häufigkeit von Krisen ist es jedoch erforderlich, diese auch in einer Strategie zu berücksichtigen.
Lebenslanges Lernen: Ein nur stark eingeschränktes Angebot besteht im Bereich der Erwachsenenbildung/ Lebenslanges Lernen. Hier konnten schon in der Vergangenheit über LEADER-Qualifizierungsinitiativen wichtige Beiträge geleistet und auch innovative Angebote – wie beispielsweise die österreichweit erste Ausbildung für Therapiepferdeführer – erstellt werden.
Fokus: Marke/Qualität: Familien-Betreuung-attraktiver Lebensraum-Nah.Versorgt-Digital-Lernen |
3.3.2 Grundstrategie beziehungsweise strategische Stoßrichtung in den Aktionsfeldthemen
A: Weiterentwicklung Markenbestandteile der Lebensraummarke: Waldviertler Wohlviertel Nationalpark Thayatal: Familienregion für alle Generationen mit Nationalparkqualitäten auf Basis der Darstellung oben und in Kap. 3.3.1 (Natur pur, sozial kompetente, g‘sunde Lebens-, Wohn- und Freizeitregion mit Zuzug, bester Betreuung, g’sunder Versorgung und lebenslang lernend und bestem Klima): Entwicklung, Weiterentwicklung, Vernetzung und kooperatives Marketing der Angebote in den Regionsgemeinden in den Bereichen der besonderen Lebens-, Wohn-, Natur- und Freizeitqualitäten: „Dableiben“, „Zurückkommen“, kommunale Zusammenarbeit, Voraussetzungen für Wirtschaften und Zuzug als Qualitätspartner des Waldviertler Wohlviertel Region Nationalpark Thayatal.
Insbesondere sollen folgende Markeneigenschaften der Region (weiter-)entwickelt werden:
A1: Qualitative, quantitative oder sozial innovative Angebotserweiterungen und Verbesserungen der Betreuungsangebote insbesondere für Babys, Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Beeinträchtigungen und ehrenamtliche Organisationen. Erweiterung des Lernangebots durch entsprechende Ausstattungen bei Betreuungseinrichtungen (Schule, Nachmittagsbetreuung, Ferienbetreuung), Verbesserung von Betreuungsangeboten durch Reduktion des Betreuungsschlüssels, Erweiterung der Öffnungszeiten und/oder durch spezifische Themensetzungen entsprechend dieser Strategie wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Biodiversität, Bio- und Demeterprodukte, Kunst & Kultur ….. Die Maßnahme zielt auch darauf ab, eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu erreichen. Ebenso soll ein Beitrag zur Verringerung geschlechterspezifischer Einkommensunterschiede und ein Abbau von Geschlechterstereotypisierung erfolgen. Ggf. werden dazu Projektvorschläge auch bei der ZWIST/ESF eingebracht.
A2: Weiterentwicklungsprojekte von besonderen Angeboten für Familien und der Freizeitinfrastruktur sowie Bewusstseinsbildung „Familien“.
B: Weiterentwicklung der Schaffung der Voraussetzungen für Zuzug, Dableiben und Zurückkehren im Lebensraum Waldviertler Wohlviertel Nationalpark Thayatal mit folgenden Schwerpunkten:
Attraktivierung des Lebensraums Waldviertler Wohlviertel beispielsweise durch Entwicklung und Umsetzung von Projekten zu den Themenbereichen attraktive Baugründe, Betriebsgebiete/Kooperationen von Betriebsgebieten/Gründerstandorte/(virtuelle) Vernetzung, Nutzung von nicht genutzten, verfügbaren Wohnungen und Grundstücken, Entwicklung von auch innovativen Wohnangeboten ggf. für besondere Zielgruppen wie junge Menschen, SeniorInnen oder Menschen mit Beeinträchtigungen sowie ggf. Maßnahmen zur Herstellung von Barrierefreiheit, Marketingmaßnahmen zu den genannten Themen.
C: In-Wert-Setzung und Belebung des besonderen Lebensraums in den Dörfern und Städtchen der Region:
Maßnahmen zur Förderung und Weiterentwicklung von Sozialkompetenz, sozialer Innovationen, Ehrenamt und ehrenamtlicher Organisationen, Zusammenleben und Zuzugskultur beispielsweise auch durch die Schaffung multifunktionaler Räume, Pop up-Räume u.ä. Durch die verstärkte Nutzung dieser Strukturen soll auch eine starke Bindung an die Dörfer und damit an die Region erreicht werden, die zu Dableiben, aber auch zu Zurückkehren z.B. nach dem Studium, führt. Dieser Strategieteil ist auch in Verbindung mit dem folgenden Strategieteil 3.3.2 D zu sehen:
D: Schaffung und Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten digitaler Technologien wie insbesondere Breitband und Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten von HOME: -schooling, -office, communication sowie Unterstützungen für innovative Anwendungen.
E: Markenbestandteil: Gesundheit & Sicherheit – Resilienz:
Entwicklung bzw. Weiterentwicklung/Erhaltung der Gesundheitsangebote und der Gesundheitsgrundversorgung sowie damit verbundene Dienstleistungen und ehrenamtliche Angebote. Projekte zur weiteren Erhöhung der Sicherheit in der Region durch Analyse und Weiterentwicklung der Resilienz.
F: Markenbestandteil: Lokale Versorgung: Nah.Versorgt!:
Verbesserung der Nahversorgung durch die Schaffung/Erhaltung eines Lebensmittelnahversorgungsgeschäftes in jeder Mitgliedsgemeinde sowie in Katastralgemeinden mit mehr als 279 Einwohner (Planungsmaßnahmen, Ausstattungsinvestitionen, Marketing). Nicht investive Maßnahmen zur Belebung von Orten.
Unterstützbar sind Lebensmittelversorgerprojekte nur, wenn in der jeweiligen Gemeinde bzw. Katastralgemeinde mit mehr als 279 Einwohner kein Lebensmittelgeschäft mehr besteht oder dieses letzte Geschäft nachweislich von einer Schließung bedroht ist. Weiterentwicklung und damit Absicherung und Qualitätsverbesserungen hinsichtlich der Öffnungszeiten dieser Nahversorger beispielsweise durch Digitalisierung (z.B. SB – Kasse, Zutrittssysteme, Videoüberwachung, digitale Preisauszeichnung). Dieser Strategieteil soll die Nahversorgung zukunftssicher machen und damit absichern, weswegen auch dieser Strategieteil für ein Lebensmittelnahversorgungsgeschäft je Mitgliedsgemeinde bzw. KG mit mehr als 279 Einwohner möglich ist. Belebungsmaßnahmen beziehen sich auf Zentren, die zumindest eine Infrastruktur von 10 Geschäften/Gastronomie haben oder auf Kooperationen kleinerer Zentren.
Innovative Weiterentwicklung wohnortnaher Versorgungsangebote (auch in Zusammenhang mit 3.4. Klimaschutz – Reduktion des Verkehrs), die in einer Gemeinde nicht vorhanden sind, mit dem Subziel Verkehr zu vermindern. Dabei kann es sich auch um mobile Services (z.B. ins Gai fahren Lebensmittelnahversorger, Mobilfriseur…) handeln, die einzelne Katastralgemeinden versorgen.
G: Maßnahmen zur Bewältigung von Krisen:
Auf Grund der stark ansteigenden Anzahl unterschiedlicher Krisen, die im Vorhinein meist unbekannt sind, ist dafür Vorsorge zu treffen, dass ggf. auch Maßnahmen zur Bewältigung von Krisen Teil der Strategie sind.
H: Kooperative Projekte zur Schaffung der Voraussetzungen, um die Schwerpunkte des Aktionsfeldes umzusetzen, z.B. durch die Anschaffung erforderlicher Geräte.
LLL: Lebenslanges Lernen – Aktionsfeld Themen wie beispielsweise Digitalisierung, Organisation und Durchführung von Online-Konferenzen, Innovative Wohnangebote wie Mehrgenerationen-Angebote, Sozialkompetenz, Vereinswesen, Sprach- und Kulturkurse für Zugezogene deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Austausch mit anderen Regionen.
Strategieteil | Bezug zu anderen Strategieteilen |
Angebote Betreuung | AF 1: Verfügbarkeit MitarbeiterInnen |
Lebensraum für Zuzug | AF 1: Kaufkraftzufluss, Verbesserte Standortbedingungen |
Lebensraum Dörfer und Städte | AF 1: Verbesserung Wertschöpfung |
Home-Office | AF 1: Mehr Aufenthalt in der Region=mehr Kaufkraft fließt zur örtlichen Wirtschaft |
Nah.Versorgt | AF 1: zusätzliche Wirtschaftsbetriebe in der Region |
3.3.3 Angestrebte Ziele am Ende der Periode (2029; qualitative Beschreibung)
Der Region ist es gelungen, die Bekanntheit der Region als Waldviertler Wohlviertel Nationalpark Thayatal zu stärken und Dableiben, Zuzug und Zurückkehren zu erreichen. Die besonderen Qualitäten der Region konnten in Wert gesetzt werden.
Die Region ist im gesamten Regionsgebiet spürbar und als Marke präsent geworden. Die RegionsbewohnerInnen unterstützen die Aktivitäten, identifizieren sich mit der Marke und haben ein besonderes Bewusstsein für die Stärken der Region weiterentwickelt. Die regionale Identität ist wesentlich gestärkt und es herrscht eine positive Grundstimmung in der Region. Zahlreiche auf Zuzug ausgerichtete Aktivitäten wurden erfolgreich abgewickelt und werden weiter durchgeführt.
- Das Betreuungsangebot für Kinder ist hinsichtlich Betreuungszeiten aber auch Betreuungs- und Lernqualität nochmals weiterentwickelt worden.
Gemeinsam mit Schulen und Kinder-/ Jugendbetreuung konnte das Angebot an Materialien zu/ für die Bereiche Natur erhalten, MINT, Sport, Bewegung, Innovation, Klima schützen und Sozialkompetenz wesentlich erweitert werden, um so der Jugend besondere Chancen zu bieten.
Durch die Maßnahmen zählen die Betreuungsangebote zu den Besten in Niederösterreich und schaffen der Region damit auch einen Vorteil bei Zuzug (Markeneigenschaft Waldviertler Wohlviertel Nationalpark Thayatal).
- In allen Gemeinden besteht die Möglichkeit, an Sommerbetreuungsangeboten teilzunehmen. Die Zweitwohnsitzer sind in dieses Angebot integriert, kommen daher öfters und länger in die Region und konsumieren damit auch mehr regionale Produkte. Dadurch haben sich auch die beruflichen Möglichkeiten und die Wahlfreiheit für Frauen und Eineltern wesentlich verbessert.
- Auch im Bereich der älteren Menschen konnte das Betreuungsangebot erweitert und verbessert werden. Dies erfolgt teilweise ehrenamtlich mit Unterstützungen. Es ist aber auch gelungen, das Tagesbetreuungsangebot für ältere Menschen zu erweitern. Das Bewusstsein für ältere Menschen und für die Herausforderungen für Menschen mit Beeinträchtigungen hat sich verbessert. Zahlreiche Einrichtungen sind jetzt barrierefrei begehbar.
- Das Bewusstsein für kindgerechte und familienorientierte Angebote hat sich in der Region wesentlich verbessert. Gemeinden und Anbieter berücksichtigen z.B. bei der Preisgestaltung die Herausforderungen für Mehrkindfamilien. Die Region hat gemeinsame Ausstattungen (z.B. Spielebus) angekauft, welche die Gemeinden als zusätzliche Attraktionen für Kinder nutzen können.
- Für den Lebensraum Waldviertler Wohlviertel konnten attraktive Baugründe und innovative Wohnangebote besonders für Familien entwickelt werden. Im Bereich der Betriebsgebiete hat sich die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden verstärkt und es gibt Kooperationen.
- In jeder Gemeinde, in der das sinnvoll ist, besteht zumindest ein Lebensmittelnahversorgungsgeschäft auch als sozialer Treffpunkt. Innovative Modelle der Nahversorgung am Beispiel „Ins Gai fahren“ wurden entwickelt und umgesetzt. Digitalisierung wird zur Verbesserung der Services genutzt.
- Es besteht die Hoffnung, dass die Region von keinen besonderen Krisen betroffen war. Sollte dies doch der Fall sein, so konnten Maßnahmen zur Bewältigung umgesetzt werden.
- Für besondere Themenbereiche ist es gelungen, gemeinsam entsprechende Geräte anzuschaffen.
- Das Bewusstsein für Lebenslanges Lernen ist wesentlich angestiegen. Es bestehen Angebote für alle Altersgruppen, für generationenübergreifendes Lernen und unter Nutzung neuer Technologien für die Aktionsfeldthemen. Zwischen Region, Landuni und Bildungsträgern hat sich eine zukunftsorientierte Kooperation entwickelt.
3.3.4 Maßnahmen beziehungsweise Leitprojekte zur Erreichung der Ziele
Projekt: Be.MERKENSwert Weiterentwicklung: Waldviertler Wohlviertel Nationalpark Thayatal |
Umsetzung weiterer Marketingmaßnahmen und Markenelement der Marke Waldvierter Wohlviertel Nationalpark Thayatal |
Hauptzielgruppe: Dableiben, Zurückkehren, Zuzug |
Projektträger: Verein Waldviertler Wohlviertel |
Projekt: Qualitätspartner: Schulen und Nachmittagsbetreuung |
Weiterentwicklung der Qualitäten bei der Ausstattung von Schulen und Nachmittagsbetreuung, Ferienbetreuung durch besondere, über dem Schulgesetzniveau liegende Ausstattungen zu den Bereichen MINT, Sport, Kreativität und Sozialkompetenz |
Hauptzielgruppe: Kinder, Jugend aus der Region |
Projektträger: Eigentümer der Pflichtschulen: Gemeinden, Gemeindekooperationen |
Kooperationsprojekt LAG Joglland: Innovative Weiterentwicklung Angebote für Familien |
Durch die Kooperation soll es unter Nutzung der Erfahrungen der Mitwirkenden gelingen, neue innovative Angebote für Familien: Freizeit-Familienzeit oder Gesundheit – Familienzeit zu entwickeln und die Erfahrungen zwischen den LAG’s auszutauschen. |
Hauptzielgruppe: Familien mit Kindern, BetreuerInnen, Gemeinden, Anbieter |
Projektträger: Waldviertler Wohlviertel in Koop: LAG Joglland |
Nahversorger Ludweis – Aigen |
Die Gemeinde Ludweis – Aigen verfügt über keinen Nahversorger mehr, da der letzte Nahversorger vor rund 2 Jahren geschlossen hat. Zur Versorgung der Bevölkerung soll nun wieder ein Nahversorger eingerichtet werden. Maßnahmen: Ausstattung, Kühlmöbel, Beleuchtung, Startmarketing |
Hauptzielgruppe: EinwohnerInnen der Gemeinde Ludweis – Aigen, TouristInnen – RadfahrerInnen Thayarunde |
Projektträger: Gemeinde Ludweis-Aigen |
Projekt: Attraktivierung Familienregion: Waldviertler Wohlviertel Nationalpark Thayatal |
Weiterentwicklung Familienangebote von Mutter-Kind-Treffen bis Seniorenkränzchen – Unterstützung der Ehrenamtlichen und Gemeinden, Weiterentwicklung familienkonforme Angebote Wohnen und Freizeit, Erstellung digitaler Informationen für Familien und Zuzug, Schaffung von Anbindungsmaßnahmen insbesondere für Frauen, die wegen höherer Ausbildung die Region verlassen, mit der Zielsetzung: Zurückkehren |
Hauptzielgruppe: Familien, Junge Menschen, Frauen |
Projektträger: Verein Waldviertler Wohlviertel |
Kooperationsprojekt mit LAG Liezen: URASMUS – Studieren am Land Gemeinsame Entwicklung um Studentinnen und Studenten „aufs Land (zurück) zu bringen“ und auch für das Landleben zu begeistern. „Studenten“ umfasst dabei auch Menschen, die ihren Lehrabschluss nachholen wollen. |
Hauptzielgruppe: Junge Menschen aus den beiden Regionen |
Projektträger: Waldviertler Wohlviertel in Koop.: LAG Liezen sowie Landuni Drosendorf und BFI Sigmundsherberg |
Projekt: Kooperationsprojekt LEADER NÖ: Zukunft gemeinsam entwickeln! |
Durch gemeinsames Entwickeln, Lernen voneinander und durch Inputs geeigneter Fachexperten werden Wissen und Erfahrungen der NÖ Leaderregionen zusammengeführt, weiterentwickelt und für die LEADER – Regionen nutzbar gemacht. |
Hauptzielgruppe: LAG Managements, Vertreterinnen und Vertreter der Region wie Obleute |
Projektträger: Verein NÖ LEADER – Regionen |
3.3.5 Beschreibung von Kooperationsaktivitäten
Wichtige Kooperationspartner in diesem Aktionsfeld sind die 18 Mitgliedsgemeinden. Generell ist die Gesamtstrategie auf Kooperation ausgerichtet, da die LAG davon die höchste Wirksamkeit erwartet. Auch im Aktionsfeld Gemeinwohl: Strukturen und Funktionen spielen Kooperationen eine zentrale Rolle. Die angeführten Strategien lassen sich nur auf Basis intensiver Zusammenarbeit, hier vor allem auch der Gemeinden, umsetzen. Aber auch die geplanten Weiterentwicklungen im Betreuungsbereich können in den meisten Fällen nur kooperativ gelöst werden, weil durch die niedrigen Kinderzahlen z.B. Sommerbetreuungsangebote auf Ebene der Einzelgemeinden in den meisten der Mitgliedsgemeinden nicht möglich sind. Ebenso kann eine Verstärkung der Bemühungen um Kinder und Familien nur in Kooperationen mit den Gemeinden und z.B. Freizeitanbietern gelingen. Ein wichtiger Teil der Strategie ist die Vernetzung z.B. von Freizeitangeboten, Kinderangeboten und Gesundheitsangeboten, was nur durch Kooperation möglich ist. Einen wichtigen Teil dieses Aktionsfeldes wird auch die Kooperation mit Schulen und Ausbildungseinrichtungen darstellen. Hier kann auf schon erfolgte, gemeinsame Aktivitäten der Region mit Schulen aufgebaut werden. Auch auf Grund dieser Planungen sind 3 Schuldirektorinnen auch Mitglieder der LAG und 2 Direktorinnen Mitglieder des Projektbeurteilungsgremiums. Die Volksschulen und NMS der Region waren bereits Partner in Projekten. Diese Partnerschaft soll weiterentwickelt werden. Ebenso sind die zahlreichen Vereine der Region wichtig für Kooperationen. Zusammenfassend bestehen in diesem Bereich folgende wichtige Kooperationspartner: 18 Mitgliedsgemeinden, Vereine, 19 Volkschulen, 6 Mittelschulen, 4 Kleinstkinder – Betreuungseinrichtungen in der Region, Nachmittagsbetreuungen, Anbieter von Freizeitaktivitäten: Gemeinden, Ausflugsziele, Ärztinnen und Ärzte, sowie Gesundheitsdienstleister.
Mit der LAG Südburgenland + besteht zu Themen dieses Aktionsfeldes ein Austausch. Hier wurde geplant, in der nächsten LEADER-Periode ein Kooperationsprojekt zu entwickeln und umzusetzen.
Als weiterer wichtiger Partner ist hier noch der ESF zu nennen. Hier sind kooperative Projektentwicklungen zum Themenbereich des Aktionsfeldes wie Förderung einer besseren Vereinbarung von Berufs- und Privatleben, Verringerung der geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede und Abbau von Geschlechterstereotypisierung möglich.